24. Juni 2021 Thema: Blog Von Axel Busch
Als ich 1997 nach Gymnich zog hätte ich im Traum nicht daran gedacht, dass im dicht besiedelten Land NRW noch ein Militärflughafen betrieben wird. Ok, vielleicht war ich naiv und habe im Vorfeld nicht genug Informationen eingeholt. Ja, mit dem Vorwurf muss ich leben. Trotzdem: Müssen Reliquien aus dem kalten Krieg immer weiter fortgeführt und aktuell sogar noch erweitert werden. Ich sage nein.
Warum schreibe ich das jetzt? Anfang des Jahres sickerte durch (Beschluss des zuständigen Bundesministeriums), dass das Geschwader in Büchel (Eifel) wegen der Komplettsanierung des Flughafens dort ab 2022 über mehrere Jahre nach Nörvenich verlagert werden soll. Das bedeutet einen nicht unerhebliche Mehrbelastung durch Fluglärm für die Anwohner im Umfeld des Flughafens in Nörvenich. Schon jetzt ist die Belastung immens hoch. Gerne verweisen Alteingesessene auf die Hochzeiten des Kalten Krieges mit den Starfightern. Das war damals eine viel höhere Belastung. Mag sein, aber kann das 2021 noch ein Argument sein? Ich sage eindeutig nein. Die eigentliche Kriege werden heutzutage nicht mehr in der Luft geführt, sondern vorrangig im Internet und in der Wirtschaft, oder?
Zurück auf die lokale Ebene. Aufgrund der Anfang des Jahres durchgesickerten Info habe Anfang März einen Antrag gestellt, dass der Kommandeur des Boelcke Geschwaders in Nörvenich im zuständigen Ausschuss berichten soll, was genau geplant sei mit dem Ziel, die Belastung der Anwohner möglichst zu reduzieren. Die Verwaltung der Stadt Erftstadt setzte diesen Antrag erst Anfang Mai auf die Tagesordnung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Landwirtschaft. Natürlich hatte man bis dahin nichts unternommen. Die Untätigkeit der Bürgermeisterin hat dazu geführt, dass zwei Monate tatenlos verstrichen. Die Reaktion des Kommandeurs auf den einstimmigen Beschluss im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Landwirtschaft spricht für das Verständnis der Bundeswehr: Kommunikation nicht erwünscht. Da das Thema mehrere Kommunen betrifft, würde man nicht mit jeder einzelnen Kommune reden.
Ok, so komme ich nicht weiter, dachte ich mir. Aber da kam mir der Bürgerantrag zum Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Landwirtschaft am 8. Mai echt gelegen. Mehrere hundert Bürger forderten, dass die Verlegung des Geschwaders aus Büchel verhindert werden müsse. Dies habe ich zum Anlass genommen, den beigefügten Antrag zu diesem Tagesordnungspunkt zu stellen. Im Vorfeld hatte ich versucht, einen gemeinsamen fraktionsübergreifenden Antrag hinzubekommen. Ohne Erfolg. Und leider ist es dann auch nicht so gelaufen, wie die CDU es über ihre Pressemeldung glauben machen will. Die Punkte 1+2 hat die konservative Mehrheit von CDU, FDP und Freie Wähler abgelehnt – in Kerpen hat die CDU übrigens einen fast gleich lautenden Antrag selbst gestellt -, Punkt 3 haben sie mitgetragen und dann noch einen Punkt 4 – Missbilligung, dass Erftstadt im Vorfeld der Entscheidung nicht beteiligt worden sei – alibimäßig hinzu gefügt. Ich habe das Gefühl, dass das konservative Lager das Thema erst nicht wahrgenommen und dann auch nicht ernst genommen hat. Jetzt wollen sie das halbherzig korrigieren. Ich würde mir wünschen, dass bei solchen – kommunal gesehen – unpolitischen Themen die Politik sich nicht in politische Ränkespiele zerreibt, sondern geschlossen für die Gesundheit und Lebensqualität der Bürger hier in Erftstadt einsetzt. Vielleicht ist das ja irgendwann möglich 🙂 Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es.